Das Duodenum, welches im Lateinischen den Zwölffingerdarm bezeichnet, ist der erste Abschnitt des Dünndarms. Mit einer Länge von circa 25 bis 30 Zentimetern, was in etwa zwölf Fingerbreiten entspricht, beginnt dieses ab dem Magenausgang (Pylorus) und reicht bis zum Leerdarm (Jejunum), dem zweiten Abschnitt des Dünndarms. Im folgenden Artikel gibt es dabei wissenswerte Informationen zum Duodenum, dessen Anatomie, Aufbau und Funktionen sowie häufigen Erkrankungen.
Inhaltsverzeichnis
- Was ist der Zwölffingerdarm?
- Aufbau und Topografie
- Funktion
- Erkrankungen
- Untersuchungsmöglichkeiten
Duodenum – Was ist der Zwölffingerdarm?
Der Zwölffingerdarm, im medizinischen Sprachgebrauch auch als Duodenum bezeichnet, stellt den ersten Abschnitt des Dünndarms dar und verbindet den Magenausgang, auch Magenpförtner (Pylorus) genannt, mit dem zweiten Dünndarmabschnitt, dem Leerdarm (Jejunum). Der Zwölffingerdarm ist dabei circa 25 bis 30 Zentimeter lang. Diese Länge entspricht etwa jener Länge, die zwölf aneinander gelegte Finger haben, worauf die Namensgebung als „Zwölffingerdarm“ beruht.
Der Verlauf des Duodenums hat hierbei die Form eines „C“, in dessen runder Seite der Kopf der Bauchspeicheldrüse (Pankreaskopf) hineinragt. In den Zwölffingerdarm münden außerdem die Ausführungsgänge der Bauchspeicheldrüse (Pankreas) und der Leber bzw. des Hauptgallenganges, der die Gallenflüssigkeit aus der Leber bzw. der Gallenblase als Speicherort, zum Duodenum leitet.
Der Zwölffingerdarm ist für den Verdauungsprozess von großer Bedeutung und zudem an der Produktion diverser Hormone beteiligt.
Duodenum – Aufbau und Topografie
Das Duodenum wird in vier Abschnitte gegliedert und verläuft C-förmig um den Kopf der Bauchspeicheldrüse (Pankreaskopf) herum. Die Abschnitte des Zwölffingerdarms gliedern sich in:
- Pars superior duodeni (oberer Teil des Zwölffingerdarms)
- Pars descendens duodeni (absteigender Teil des Zwölffingerdarms)
- Pars horizontalis oder Pars inferior (horizontaler, unterer Teil des Zwölffingerdarms)
- Pars ascendens duodeni (aufsteigender Teil des Zwölffingerdarms)
Das Pars superior duodeni als erster Abschnitt des Zwölffingerdarms ist etwa fünf Zentimeter lang und liegt intraperitoneal, sprich innerhalb der Bauchfellhöhle gelegen, ungefähr auf Höhe des ersten Lendenwirbelkörpers. Es weist einen ampullenförmig erweiterten Anfangsteil, die sogenannte Ampulla duodeni, im klinischen Sprachgebrauch als Bulbus duodeni bezeichnet, auf. Die Krümmung des Zwölffingerdarms (Flexura duodeni superior) markiert hierbei den Übergang in den absteigenden Teil des Duodenums.
Im absteigenden Teil des Zwölffingerdarms, der etwa zehn Zentimeter lang ist, befindet sich der gemeinsame Ausführungsgang von Leber (Ductus choledochus) und Bauchspeicheldrüse (Ductus pancreaticus), dessen lateinischer Begriff Papilla duodeni vateri oder Papilla duodeni major ist. Der absteigende Teil des Duodenums liegt vor der rechten Niere und Nebenniere und ist retroperitoneal (hinter dem Bauchfell) gelegen.
Der Pars horizontalis oder Pars inferior als horizontaler, unterer Abschnitt ist etwa vier Zentimeter lang, liegt ebenfalls retroperitoneal und verläuft quer auf Höhe des dritten Lendenwirbelkörpers, über die Wirbelsäule von rechts nach links. Dieser Teil des Duodenums wird von den oberen Mesenterialgefäßen (Arteria und Vena mesenterica superior) überkreuzt.
Der aufsteigende und letzte Abschnitt, der Pars ascendens duodeni, hat ungefähr eine Länge von sechs Zentimetern und liegt retroperitoneal, etwa bis zur Höhe des zweiten Lendenwirbelkörpers. Der aufsteigende Teil bildet dabei den Übergang zum zweiten Dünndarmabschnitt, dem Leerdarm.
Gefäßversorgung
Die arterielle Gefäßversorgung des Duodenums erfolgt aus den zwei großen Gefäßen der Aorta (Hauptschlagader), den Stromgebieten des Truncus coeliacus (Bauchhöhlenstamm) und der oberen Mesenterialarterie (Arteria mesenterica superior). Diese anastomosieren, also verbinden, im Bereich des Zwölffingerdarms.
Aus der Arteria gastroduodenalis (Magen-Zwölffingerdarm-Arterie), die aus der Arteria hepatica communis (gemeinsame Leberarterie) stammt, welche aus dem Truncus coeliacus entspringt, werden diese arteriellen Äste beigesteuert:
- Arteriae retroduodenales
- Arteriae duodenales der Arteria pancreaticoduodenalis superior posterior und anterior
Aus der Arteria mesenterica superior entspringen außerdem:
- Ramus anterior der Arteria pancreaticoduodenalis inferior
- Ramus posterior der Arteria pancreaticoduodenalis inferior
Venöser Abfluss des Zwölffingerdarms
Die Venen des Zwölffingerdarms folgen den Arterien und werden dabei analog zu diesen benannt.
Histologischer Aufbau
Die verschiedenen Abschnitte des Verdauungssystems weisen einen gemeinsamen histologischen Grundaufbau auf, der unter dem Mikroskop zu sehen ist. Folgende Schichten – von innen nach außen – sind dabei für den gesamten Magen-Darm-Trakt zu nennen:
- Tunica mucosa (Schleimhaut): einschichtiges Zylinderepithel (mit Ausnahme der Speiseröhre und des Analkanals)
- Tela submucosa: Gewebeschicht, die zwischen der Schleimhaut und der Muskelschicht (glatte Muskulatur) liegt und aus lockerem, kollagenem Bindegewebe besteht. Sie verfügt über Blut- und Lymphgefäße, Nerven und Nervengeflechte (Plexus submucosus) sowie stellenweise Drüsen für die Schleimhaut.
- Tunica muscularis: Die Tunica muscularis besteht aus glatter Muskulatur. Innen besitzt diese eine Ring- (Stratum circulare), außen eine Längsmuskelschicht (Stratum longitudinale). Zwischen den beiden Muskelschichten verlaufen Gefäße sowie Nervengeflechte des enterischen Nervensystems (Plexus myentericus = Auerbach-Plexus).
- Tunica serosa (bei intraperitoneal, sprich innerhalb der Bauchfellhöhle gelegenen Organen) bzw. Tunica adventitia (bei extra- und retroperitonealen Organen, welche außerhalb- und hinter dem Bauchfell liegen)
Neben der gemeinsamen histologischen Grundstruktur gibt es noch zusätzlich organspezifische histologische Besonderheiten. Der Wandaufbau des Dünndarms verfügt, neben der typischen Schichtung des restlichen Magen-Darm-Trakts, so zum Beispiel zudem über Besonderheiten, die sich an der Oberfläche der Schleimhaut befinden und zur Oberflächenvergrößerung dienen. Hierzu gehören:
- Kerckring-Falten (Plicae circulares): Quergestellte Schleimhautfalten, die bereits mit dem bloßen Auge sichtbar und bis zu einem Zentimeter hoch sein können und im Verlauf bis zum letzten Abschnitt des Ileums (Krummdarms) flacher werden.
- Zotten (Villi intestinales): Die Zotten liegen den Kerckring-Falten auf und sind etwa 0,2 bis ein Millimeter hoch. Sie verfügen über folgende Zellen: Die Enterozyten (Zellen der Darmschleimhaut), die für die Resorption verantwortlich sind sowie die Becherzellen, welche Schleim absondern.
- Krypten (=Lieberkühn-Krypten): Die Krypten befinden sich zwischen den Zotten an deren Basis und sind etwa 0,2 bis 0,4 Millimeter tief. Sie verfügen über die sogenannten Paneth-Zellen, die ein Teil der unspezifischen Immunabwehr darstellen, die enteroendokrinen Zellen, die Hormone für die Steuerung der gastrointestinalen Funktionen absondern sowie die Stammzellen des Dünndarmepithels mit einer Lebensdauer von etwa fünf Tagen.
- Bürstensaum (Mikrovilli)
Neben den allgemeinen Besonderheiten der Dünndarmschleimhaut, sind folgende zwei weitere Eigenschaften spezifisch für den Zwölffingerdarm und helfen bei der histologischen Unterscheidung zwischen dem Duodenum und den anderen Abschnitten des Dünndarms:
- Brunner-Drüsen (Glandula duodenales): Die Brunner-Drüsen befinden sich in der Tela submucosa und sondern Schleim (Muzine) und Bicarbonat (HCO3-) ab, um den Zwölffingerdarm vor dem sauren Speisebrei aus dem Magen zu schützen. Darüber hinaus produzieren sie Amylase und Maltase für die Zerlegung von Kohlenhydraten aus der Nahrung. Deren Ausführungsgänge münden in die Krypten ein.
- Keine Kerckring-Falten am Bulbus duodeni
Duodenum – Funktion
Der Zwölffingerdarm ist für die Neutralisation des sauren Speisebreis aus dem Magen zuständig. Dies erfolgt durch die Sekrete aus der Leber und dem Pankreas, die über die Ausführungsgänge in das Duodenum münden sowie über die für den Zwölffingerdarm charakteristischen Brunner-Drüsen.
Im neutralen Milieu kann dann mit der Aufschlüsselung der Nahrung durch die Verdauungsenzyme begonnen werden. Im Duodenum erfolgt dabei bereits die Resorption von Hexosen (Einfachzuckern), Aminosäuren, wasserlöslichen Vitaminen, Lipiden (Fetten), Fettsäuren und Elektrolyten. In den darauffolgenden Dünndarmabschnitten wird die Resorption der Nährstoffe aus den Nahrungsbestandteilen fortgesetzt, die Nahrung enzymatisch aufgespalten und durchmischt. Der Dünndarm ist hierbei der Hauptort der Verdauung.
Hormonproduktion
Im Duodenum werden auch Hormone, sogenannte Enterohormone, womit Hormone gemeint sind, die im Verdauungstrakt produziert werden, gebildet. Zu diesen gehören unter anderem Gastrin, Sekretin und Cholezystokinin.
Gastrin wird dabei im Magen gebildet und stimuliert die Bildung und Ausschüttung von Magensäure und des alkalischen Sekrets aus der Bauchspeicheldrüse. Sekretin als weiteres Hormon wird im Zwölffingerdarm und Leerdarm gebildet und stimuliert die Produktion von Bikarbonat (HCO3-). Cholezystokinin wird weiterhin im Duodenum und Leerdarm gebildet und regt die Ausschüttung von Pankreasenzymen und Gallensäuren an, die für die Fettverdauung wichtig sind.
Duodenum – Erkrankungen
Die Ursachen von Darmbeschwerden, wie zum Beispiel Bauchschmerzen, Krämpfen, Blähungen, Durchfall (Diarrhoe) oder Verstopfung (Obstipation) sowie unregelmäßigem Stuhlgang sind vielfältig. Die Beschwerden können harmlos und selbstlimitierend sein, aber auch Anzeichen für schwerwiegende Erkrankungen darstellen. Insbesondere bei lang bestehender Symptomatik sollte dementsprechend eine ärztliche Abklärung erfolgen. Die Fachgebiete der Gastroenterologie und der Abdominalchirurgie sind dabei für die Diagnose und Therapie der Erkrankungen des Zwölffingerdarms als Teil des Dünndarms zuständig.
Folgende beispielhafte Erkrankungen des Dünndarms bzw. vor allem des Zwölffingerdarms können unter anderem genannt werden:
- Entzündung des Zwölffingerdarms (Duodenitis)
- Zwölffingerdarmgeschwür (Duodenalgeschwür, Ulcus duodeni)
- Duodenaldivertikulose: Ausstülpungen der Darmwand im Bereich des Zwölffingerdarms
- Duodenaldivertikulitis: Entzündung der Ausstülpungen im Bereich des Zwölffingerdarms
- Duodenalstenose: angeborene oder erworbene Verengung im Bereich des Zwölffingerdarms
- Chronisch entzündliche Darmerkrankungen (CED): Morbus Crohn (kann alle Abschnitte des Verdauungstrakts von Mundhöhle bis zum After befallen)
- Zöliakie (Glutenunverträglichkeit)
- Infektionskrankheiten (zum Beispiel Salmonellen, Shigellen)
- Tumorerkrankungen (Duodenalkarzinome): relativ selten
Duodenum – Untersuchungsmöglichkeiten
Zur Untersuchung des Duodenums stehen beim Menschen verschiedene Untersuchungsmöglichkeiten zur Auswahl. Hierzu gehören unter anderem eine Sonographie des Abdomens (Ultraschalluntersuchung), die Kapselendoskopie oder auch eine Röntgenaufnahme des Darms (Röntgen des Abdomens). Weiter Möglichkeiten sind außerdem:
- Ösophago-Gastro-Duodenoskopie (ÖGD): endoskopische Untersuchung der Speiseröhre (Ösophagus), des Magens (Gaster) und des Zwölffingerdarms (Duodenum)
- MRT des Darms (Sellink)
- CT-Aufnahme des Darms (CT des Abdomens)
- Virtuelle Koloskopie mittels CT
Die genannten Untersuchungsverfahren können dabei zur Abklärung bei bestehenden sowie unklaren Symptomen zum Einsatz kommen.